In der Ausstellung There Is No Better Place sind fotografische Arbeiten von Julia Smirnowa zu sehen, die von der Entortung und Entgrenzung der Kulturen erzählen. Nicht die Erkennbarkeit und Fremdartigkeit der städtischen Landschaften ziehen den Blick der Künstlerin auf sich, sondern im Gegenteil ihre Ortlosigkeit und Ähnlichkeit. Smirnova tritt dabei als Flaneurin auf, bei ihren Streifzügen durch Städte und Landschaften setzt sie das Medium Fotografie ein, um durch persönliche Erfahrung des Raumes und durch alltägliches Fortbewegen Schritt für Schritt sich der Stadt anzunähern. Sei es auf dem Weg nach Odessa, Istanbul oder Paris, ist sie nicht von Hier nach Dort unterwegs, sondern befindet sich in einem permanenten Prozess der Neudefinition, was diese vermeintliche Differenz angeht. Es ist keine Sehnsucht nach dem Fremden, dem „Anderen“, das sie auf diesem Weg antreibt, sondern der Moment des Hierseins. In ihrer Fortbewegung folgt sie keinem exotisierenden Blick auf die Kulturen und Orte, sondern einem Blick, der auf Gemeinsamkeiten und verbindende Momente gerichtet ist. Die spätkapitalistische Vermarktung der Stadtidentitäten, die auf Einzigartigkeit und Einmaligkeit setzt, wird durch die Präsentationsform der fotografischen Reihe in Frage gestellt. Nicht auf eine spektakuläre Darstellung und Kontraste setzt die Künstlerin, sondern auf die Intimität des Moments, was sie im kleinen Format gehaltenen, farbig reduzierten Bildern den Betrachter nachspüren lässt. Die Herstellung der Einheit durch die Grenzziehungen der Kulturen wird als ein Irrweg entlarvt und ent-ortete, ent-fernte kulturelle Räume (Byung-Chul Han) treten als Chance der Verständigung in den Vordergrund.
Julia Smirnowa (*1981, Jaroslawl) studierte Fotografie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In 2013 hat sie den Förderpreis der Landeshauptstadt München für Fotographie erhalten.