DAS DACH ist ein Ausstellungsprojekt, welches an mehreren Orten in Neuwied sichtbar wird und gemeinsam von internationalen Künstler:innen sowie Nicht-Künstler:innen-Gruppen umgesetzt wird. Im Fokus des Projekts ist der Gedanke der Gemeinschaft über die Grenzen hinaus, und das Verlangen nach Freiheit und friedlichem Miteinander unter einem „Dach“. Der Moskauer Bildhauer Alexander Povzner, der sich wegen der politischen Situation in Russland in einem nomadischen Zustand der inneren Unruhe und der kreativen Obdachlosigkeit befindet, wird als erster Künstler im Gastatelier des Neuen Kunstvereins Mittelrhein arbeiten und entwickelt eine ortsspezifische Installation.
Darüber hinaus werden weitere Räume in der Stadt genutzt, die einen aktuellen oder historischen Bezug zu Fluchtsituationen herstellen. Neuwieder Schüler:innen, Senior:innen und Geflüchtete produzieren für die Ausstellung Objekte und entwickeln performative Aktionen mit Unterstützung eingeladener Künstler:innen. DAS DACH verbindet dadurch unterschiedliche Perspektiven und legt mit jeder Station einen anderen Schwerpunkt innerhalb des komplexen thematischen Rahmens Flucht. Das Projekt ist ein Plädoyer für einen schöpferischen Dialog in Zeiten eines militärisch geführten Konflikts in Europa.
ÖFFENTLICHES PROGRAMM
16. September 2022
Auftakt
18.00 Uhr FLUSSBETT Ausstellungseröffnung in der Matthiaskirche Neuwied
Mit Arbeiten aus dem Keramik-Workshop von Charlotte Pohle mit geflüchteten Ukrainerinnen in Neuwied
19.00 Uhr GEMEINSCHAFTSKÜCHE
mit Amnesty International Neuwied und dem Performance-Künstler Emrah Gökdemir
Öffentliche Verkostung im Gemeindehaus der Matthiaskirche
30. September 2022
UMZUG
15 Uhr DA-DA-DAAACH! Prozession vom Rhein Wied Gymnasium zur aisthetos Theater Akademie mit der Künstlerin Evrim Kavcar und der Kunst AG des Gymnasiums.
18 Uhr
DAS DACH Ausstellungseröffnung mit allen Beteiligten
und die Performance Open the door a window (kuratiert von Boris Nieslony)
NKVM Ausstellungshalle
Rasselsteiner Straße 107
WORKSHOPS
FLUSSBETT Workshop mit Ukrainerinnen
Künstlerin: Charlotte Pohle
"Das Flussbett weist dem Wasser die Richtung, so wie das Wasser das Flussbett formt. Es nährt und erdet den fließenden Strom." Unter dem Arbeitstitel "Flussbett" findet ein Keramikworkshop der Künstlerin Charlotte Pohle mit einer Gruppe Geflüchteter aus der Ukraine statt. Die Arbeiten, die in der Hans-Blume-Werkstatt im Kunstverein entstehen, werden anschließend in der Matthiaskirche Teil einer raumgreifenden Installation.
GEMEINSCHAFTSKÜCHE
Workshop mit Seniorenbeirat & Amnesty International
Künstler: Emrah Gökdemir
In diesem Workshop geht es um den Begriff der „Toleranz“. In einer Gemeinschaftsküche, die sich erstreckt von der Stadt Neuwied am Mittelrhein bis zu der türkischen Stadt Antakya an der Grenze zu Syrien. Beide Städte sind als multikulturelle „Orte der Toleranz“ bekannt. Im Workshop wird eine politische und historische Lesart der demografischen Strukturen mit den kulinarischen Kulturen dieser beiden Städte verbunden. Gemeinsam erleben die Teilnehmer:innen verschiedene und unerwartete Geschmackskombinationen an einem Tisch basierend auf den individuellen Geschmackserfahrungen. Schließlich wird ein komplett neuartiges Rezept entwickelt, das zur Eröffnung von allen Besucher:innen gekostet werden kann.
FREIHEITSMÖBEL mit Schüler:innen der David Roentgen Schule
Künstler: Oleg Suslov & Olga Vostretsova (Vermittlung)
Heinrich D. Gambs, der Schüler von David Roentgen und ebenso ein Möbelmeister, zog im 18. Jahrhundert auf Einladung von der Imperatrix Jekaterina nach Petersburg um und gründete dort eine eigene Möbelfirma, deren Möbel in vorrevolutionären Russland sehr populär waren. Oleg Suslov dachte sich eine Geschichte aus, wie Jekaterina den Neuwieder Heinrich Gambs kennenlernte und welche Möbelstücke er ihr im 18. Jh. präsentierte. So sind digitale Möbel-Zeichnungen im Stil von Scherenschnitten entstanden. Im Workshop mit Schüler*innen der David Roentgen Schule wird eine neue Idee der Freiheitsmöbel entwickelt und umgesetzt.
DA-DA-DAAACH! Performance-Workshop mit der Kunst AG des Rhein Wied Gymnasiums
Künstlerin: Evrim Kavcar
Der Workshop beschäftigt sich künstlerisch und performativ mit dem Thema Schutzraum, dem Bedürfnis nach Sicherheit. In Anlehnung an das Straßentheater, die DADA-Bewegung und künstlerische Ansätze wie z.B. William Kentridge, werden Masken und Requisiten aus Pappe, Materialresten und Farbe mit der Kunst AG des Rhein Wied Gymnasiums gebaut. Mit den erstellten Props zieht die Gruppe in einer Parade quer durch die Innenstadt vom RWG zur aisthetos theater akademie.
SOUNDS AROUND Audio-Workshop mit Schüler:innen des Rhein Wied Gymnasiums
Künstlerin: Daria Orlova
Für die Ausstellung im NKVM bereiten die Teilnehmer:innen zusammen mit der Murmansker Künstlerin Daria Orlova eine Audioinstallation vor, die den Lebensraum Neuwied mit dem von Murmansk und seinen Vororten verbindet. Die Teilnehmer:innen werden zu Lauscher:innen und Tontechniker:innen. Ein paar Tage wird der Welt in Neuwied genau zugehört, die Audioumgebung wird aufgezeichnet und gemixt.
DAS DACH knüpft an eine Reihe früherer Projekte der Kuratorin Olga Vostretsova und dem Künstler Elmar Hermann an. Aus gemeinsamen Projekten im Arp Museum Rolandseck und im Goethe-Institut St. Petersburg (2018) ist unter dem Titel DAS DACH eine Community aus Künstler:innen und Intellektuellen entstanden, die den Russlands Angriffskrieg ablehnt und immer mehr Repressionen erfährt. In Neuwied sollen persönliche Motive und künstlerische Ideen geteilt werden, um einen gemeinsamen Moment der Ermächtigung zu schaffen und die Grundwerte der Stadt aktiv zu leben und eigene künstlerische Statements zu machen. DAS DACH ist eine temporäre Behausung für all diese individuellen Beiträge und vermittelt die gesammelten Erfahrungen in einem öffentlichen Dialog.
Der 2022 gegründete Neue Kunstverein Mittelrhein (NKVM) realisiert Ausstellungsprojekte mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. Hierfür kooperiert die künstlerische Leitung des Kunstvereins mit eingeladenen renommierten Gastkurator:innen. Bildende Kunst wird als globale, visuell - konzeptuelle Sprache verstanden, die jede(r) anwenden und verstehen kann.
Förderer:
Tarabya Kulturakademie
Kultursommer Rheinland Pfalz
Stadt Neuwied
Sparkasse Neuwied
